Wenn ich Menschen erzähle, dass ich nachhaltiges Grafik- und Webdesign anbiete, gucken mich die meisten etwas verwirrt an.
Dass die Biogurke im Supermarkt die nachhaltigere Wahl ist als die eingeschweisste und konventionell erzeugte, ist allen klar.
Aber beim Grafikdesign?
Ja, auch da gibt es viele offensichtliche Möglichkeiten (Recyclingpapier) und kleine Kniffs (nicht 100% schwarz für den Druck zu nehmen), um deinen Auftritt nachhaltiger zu gestalten.
Wenn du also selbstständig bist und Wert auf Nachhaltigkeit legst (und da bist du ja auf diesem Blog goldrichtig), interessiert es dich vielleicht auch, worauf du beim Erstellen(lassen) deines Logos, deiner Flyer, der Verpackungen etc. beachten kannst.
Inhalt
Was macht Grafikdesign nachhaltig?
4 wertvolle Vorteile eines nachhaltigen Grafikdesigns
Was macht Grafikdesign nachhaltig?
Fangen wir mal beim Offensichtlichsten an:
Da, wo aus dem Design am Computer ein Produkt aus Papier, Karton oder anderen bedruckbaren Materialien wird: Der Druckerei.
Druckerei
1. PAPIER
Nutze Recyclingpapiere oder Cradle2Cradle zertifizierte Papiere, um der Umwelt weniger zu schaden.
Und keine Angst, Recyclingpapiere sehen heutzutage super aus, du hast also nicht mausgraue Papiere, die nach den 90er Jahren aussehen.
2. FARBEN
Achte darauf, dass die Druckerfarben:
- wasserbasiert,
- VOC-frei,
- und wenn möglich Cradle2Cradle oder mit dem Blauen Engel ausgezeichnet sind.
Wenn dir wie mir wichtig ist, dass die Produkte zusätzlich vegan sind, frag am besten bei der Druckerei selbst nach.
Denn sowohl bei Papieren (Gelatine), Farben (Blattläuse, Tierkohle, tierische Fette), Kleber und Veredelungen können tierische Inhaltsstoffe enthalten sein.
3. STROM
Druckereien brauchen sehr viel Strom. Achte darauf, dass sie irgendwo auf der Webseite schreiben, dass die Druckerei mit 100% Ökostrom versorgt wird.
Ein Extraplus ist natürlich immer, wenn sie selbst Solaranlagen auf dem Dach haben.
4. SOZIALES
Wie gut werden die Mitarbeitenden bezahlt?
Macht die Druckerei sonst noch soziale Projekte?
Wird irgendwo ersichtlich, dass die Firma in deinem Land selbst tätig ist?
Es gibt unterdessen einige tolle, umweltfreundliche Druckereien.
Ich arbeite mit einer Cradle2Cradle zertifizierten Druckerei:
All ihre Farben und Papier enthalten also keine Schadstoffe und können sowohl recycelt als auch unbedenklich kompostiert werden.
Wenn du mit nachhaltigen Grafikdesigner*innen zusammenarbeitest, haben die meist schon eine Druckerei, die sie dir empfehlen können oder sowieso gleich für dich bestellen.
Ansonsten lohnt es sich, etwas genauer nachzulesen oder nachzufragen. – Denn eine Nachhaltigkeitspage haben viele, was allerdings noch nicht viel heisst...
Design
1. FORMAT
Je nach Druckerei gibt es ein Format (meist die DIN Formate), in welcher das Papier angeliefert wird. Je weniger Verschnitt es gibt, desto besser.
A4 oder A5 sind bekannterweise ja gängige Formate. Das fällt zwar vielleicht weniger auf, kommt aber auch nicht so schnell aus dem Trend. 😉
Auch für die Verpackung sind gängige Formate besser, denn oft gibt es nicht für jedes einzelne Produkt oder Format eine perfekt zugeschnittene Verpackung.
2. EINFACHHEIT
Wie schon oben angetönt:
Ausgefallene Sachen fallen mehr auf, haben aber je nach dem auch einen Nachteil, weil sie schneller wieder "out" sind, oder mehr Material verbrauchen.
Einfachheit ist eines der Grundprinzipien von gutem Design, denn wer will schon einen unübersichtlichen Flyer haben.
Anstatt auf Trends einzugehen, kann das Schlichte auch mit Nachhaltigkeit trumpfen.
3. MINIMALISMUS
In die gleiche Richtung geht der Minimalismus:
Weniger ist oft mehr: Weniger Infos auf dem Flyer, dafür einen QR-Code helfen beispielsweise auch, dass du den Flyer nicht alle paar Monate updaten musst, weil sich was geändert hat. Sondern dass du das einfach auf deiner Webseite anpasst.
Aber auch:
- weniger grosse Bilder,
- mehr "weisses" Papier,
- und kleinere Druckauflagen
machen Grafikdesign nachhaltiger.
Besonders beim letzten Punkt ist man schnell verlockt, doch ein paar mehr zu bestellen. Je höher die Auflage, desto günstiger werden die Printprodukte pro Stück.
4. WIEDERVERWENDBARE DESIGNS
Ein Flyer, der als Einkaufszettel oder Lesezeichen genutzt werden kann, eine Visitenkarte, die gleichzeitig ein Samentütchen oder eine Treuekarte ist. – Das sind alles designte Printprodukte mit mehr als einem Zweck.
Und damit erhöht es die Chance, das der Flyer nicht wortwörtlich im nächsten Mülleimer (nicht mal im Altpapier!) landet.
Hier habe ich eine Liste mit Ideen gesammelt.
5. FARBEN
Wusstest du, dass Metallicfarben (also diese (rosa)gold- oder silberglänzenden Effekte auf Printprodukten) den Recyclingkreislauf beeinträchtigen?
Schwermetalle haben eigentlich nichts im Altpapier zu suchen, also nutze anstatt diesem Trend lieber Prägungen oder Ausstanzungen, wenn du deinem Printprodukt noch was Spezielles verleihen willst.
Übrigens hilft es auch, wenn du viel Weissraum nutzt. Das ist:
- nicht nur angenehm zum Betrachten,
- sondern braucht auch weniger Farbe.
(Online ist es dann aber grad umgekehrt: Hier sind schwarz und grün beispielsweise viel stromsparender als weiss und rot)
Und ein Extratipp: Egal, was du ausdruckst: Nutze nicht ein 100% Schwarz, sondern gehe irgendwo Richtung grau. Das braucht weniger Farbe, sieht man aber meistens nicht einmal.
6. BOTSCHAFT
Mit dem Ökoflyer für Billigfleisch werben, hat irgendwie einen Widerspruch in sich. Achte also auch auf die Botschaft.
Eine gendergerechte Sprache, Inklusion, eine klare, aber nicht manipulative Botschaft und eine einfache Sprache machen schon mal viel aus.
Programme
Kommen wir noch zu dem, womit die Designs erstellt werden: den Grafikdesignprogrammen.
1. STROM
Jeder Laptop braucht Strom, also auch hier:
Nutze im Büro selber Ökostrom und achte darauf, dass es alle Menschen tun, mit denen du zusammenarbeitest. Also auch jene, die dir dein Grafikdesign- Sachen erstellen. 😉
2. OPEN SOURCE
Ich persönlich nutze nur Open Source Software. Inkscape und Gimp sind beispielsweise tolle Alternativen zu den teuren Programmen aus der Adobe Cloud.
Die Vorteile:
- Ich zahle nicht mit meinen Daten,
- werde nicht getrackt,
- und kann (zumindest theoretisch mit dem passenden Wissen) den Quellcode einsehen,
- mit einer Community interagieren und selber Funktionen wünschen oder erstellen.
Anstatt einen fixen Beitrag monatlich zu zahlen, kannst du beispielsweise einen Prozentsatz des Umsatzes festlegen, welchen du jährlich spendest.
Open Source Software kann übrigens oft länger genutzt werden (und auch auf älteren digitalen Geräten noch installiert werden), weil viele Menschen für Updates sorgen können.
4 wertvolle Vorteile eines nachhaltigen Grafikdesigns
Alles schön und gut, denkst du dir jetzt vielleicht, aber ist das nicht alles viel teurer?
Hab ich denn da auch Vorteile davon?
1. DURCHGÄNGIGE BOTSCHAFT
Wenn dir Nachhaltigkeit wichtig ist und du ebenfalls ein nachhaltiges Unternehmen hast, ist es nur konsequent, auch beim Grafikdesign auf Nachhaltigkeit zu setzen.
So kannst du deinen Kund*innen ein gutes Beispiel sein und musst nicht stotternd zugeben, dass du einfach irgendwo bei der Billigdruckerei ein paar Flyer gedruckt hast.
2. NACHHALTIGKEIT IST OFT KAUM TEURER
Recyclingpapier und viele der besseren Druckfarben sind nicht oder nur minimal teurer, dafür kannst du auch dahinterstehen.
3. LANGLEBIGKEIT
Nachhaltiges Design heisst auch langlebiges Design.
Zeitlose Designs, Flyer, die du lange verwenden kannst und Schlichtheit heissen auch, dass du nicht ständig neue Printprodukte designen lassen musst.
Das spart dir auf die Dauer auch eine Menge Geld.
4. DU GEHÖRST ZU DENEN, DIE EINEN UNTERSCHIED MACHEN
Ich kann jeden Abend ins Bett gehen und weiss, dass ich mein Bestes getan habe, diesen wundervollen Planeten nicht weiter zu zerstören.
Allein für dieses Gefühl, würde ich immer und immer wieder die nachhaltigen Alternativen bevorzugen. (Dabei gehts mir jetzt überhaupt nicht darum, dass du alles perfekt machen musst, das tut sowieso keine:r und das ist auch völlig okay).
Hauptsache du gehörst zu denen, die versuchen, einen Unterschied zu machen. Yay!😃
Schliesslich willst du mit deiner Selbstständigkeit ja auch nicht nur deine Brötchen verdienen, sondern auch eine Leidenschaft, ein Herzensprojekt in die Welt bringen, was den Planeten ein bisschen besser macht.
Gastautorin Michelle von Buchfink Design
Michelle ist nachhaltige Grafik- und Webdesignerin. Mit Buchfink Design unterstützt sie Selbständige und kleine Unternehmen dabei, einen nachhaltigen on- und offline Auftritt zu finden. Egal ob stromsparsame Webseite oder Cradle-2-Cradle-Flyer, Michelle liebt es ihren Kund*innen genau das zu designen.
Und weil sie nicht nur in ihrem Privatleben für mehr Nachhaltigkeit sorgen will, macht sie dies auch beruflich:
Sie setzt auf grün von der nachhaltigen Druckerei über grüne Webhosts bis zu mehr Datenschutz auf Webseiten.
Hi, ich bin Laura. Grüne SEO-Texterin & -Beraterin.
Ich helfe Selbstständigen, mit ihrem Angebot online sichtbar zu werden und die Welt zu verbessern:
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